Bayer will Pflanzenschutz ökologisch verträglicher machen

Weil Pflanzenschutzmittel die Artenvielfalt bedrohen, müssen neue Lösungen her, mit denen sich gute Ernten erzielen lassen, ohne die Natur zu zerstören. Der Chemiekonzern Bayer will hierzu sein Geschäftsmodell umbauen, schreibt die FAZ. 

Bayer AG

Der Widerstand gegen chemische Pestizide in der Landwirtschaft, hat den Chemieriesen Bayer offenbar zum Umdenken gebracht. Kritiker werfen dem Konzern vor, den Einfluss seiner Pflanzenschutzmittel auf die Artenvielfalt jahrzehntelang missachtet zu haben und dadurch für das Insektensterben mit verantwortlich zu sein. Jetzt tritt Bayer die Flucht nach vorne an. Laut FAZ plant der Konzern, sein Geschäftsmodell mit Milliardeninvestitionen stärker mit den Prinzipien des nachhaltigen Wirtschaftens und dem Artenschutz in Einklang zu bringen.

Bayer stellt um auf erfolgsabhängiges Preismodell
Statt wie bisher auf Teufel komm raus möglichst große Mengen an Saatgut und Pestiziden an Landwirte zu verkaufen, hat sich Bayer vorgenommen,  künftig mithilfe datengestützter Feldanalysen Prognosen zum erwarteten Ernteertrag abzugeben und Bauern zugleich mit einer Analyse darüber zu versorgen, wie der Ernteertrag durch den gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gesteigert werden kann. Im nächsten Schritt will Bayer dem Landwirt die Mittel zur Ertragssteigerung zur Verfügung stellen. Fällt die Ernte am Ende geringer aus als prognostiziert, sinkt der Betrag, den Bayer dem Landwirt in Rechnung stellt. Und umgekehrt: Übertrifft die Ernte die Prognose, will sich der Konzern die Überschüsse mit dem Bauern teilen.

Drohnen und Satelliten unterstützen beim Pflanzenschutz
Beim Aufbau des neuen Geschäftsmodells sollen digitale Technologien helfen.  Die neue Tochtergesellschaft von Bayer „Climate Corporation“, die mit dem Kauf von Monsanto zum Konzern hinzustieß, arbeitet schon seit 2006 beispielsweise mit Drohnen und Satelliten: Sie ermöglichen einen komplett neuen Blick auf die Äcker. Die Climate Corporation nutzt deren Analysedaten zu Wetter, Boden und Klima. So lässt sich heute beispielsweise anhand des Chlorophyllgehalts erkennen, welche Pflanzen gesund sind. Das wiederrum macht es möglich, Rückschlüsse darauf zu ziehen, wie der Ernteertrag gesteigert werden kann. Der erste Schritt sind Sprühgeräte, die nur noch dort Pflanzengifte einsetzen, wo der Computer sie für nötig befunden hat. Andere Roboter können über ein Feld fahren, Unkraut per Kamera erkennen und mit Elektroschocks vernichten.

Bayer investiert massiv in Deutschland
Um die neue Welt des Pflanzenschutzes mit Robotern und Drohnen einzuläuten, will Bayer rund 35 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren, die Hälfte davon am Standort Deutschland.

Jobabbau soll langsam erfolgen
Unberührt von diesen neuen Geschäftsaktivitäten bleibt aber der geplante Arbeitsplatzabbau von 12.000 Stellen, davon 4.500 in Deutschland. Hierzulande sind die Bayer-Jobs aber bis 2025 sicher: Der Konzern hat eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat geschlossen, bis 2025 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. 

 

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 3./4. Oktober 2019, Seite 14; FAZ, 4. Oktober 2019, Printausgabe Seite 24